Es war einmal eine Muschelkolonie. Sie lebte irgendwo an einem schönen Strand im Meer. Sie waren alle glücklich und überaus lebendig – Großmutter, Großvater, Vater und Mutter, die Kinder und alle anderen möglichen Verwandten.
Eines Tages geschah es, dass sich eine kleine Muschel bei der Nahrungsaufnahme verletzte indem ein kleines Felsstückchen, das durch die starken Wellen abgebrochen wurde, in die Muschel eindrang. Der Schmerz war so tief und so groß, dass sich die kleine Muschel ganz verschloss.
Für alle, die mit der kleinen Muschel lebten war das Unglück auch ein großer Schreck. Denn die kleine Muschel war ganz anders geworden. Sie lag nur noch so da und wollte sich überhaupt nicht mehr am Leben freuen. Alle anderen Muscheln versuchten die Kleine zu motivieren, sie solle doch wenigstens weinen oder klagen oder versuchen sich zu öffnen.
Doch die kleine Muschel mochte nicht. Denn jedes Mal, wenn sie es versuchte, spürte sie diesen tiefen, großen Schmerz. So verging viel Zeit. Und wenn man genau hinhörte, konnte man das Klagen und das Weinen der kleinen Muschel hören. Und dann plötzlich, niemand wusste warum, versuchte die kleine Muschel sich ganz langsam zu öffnen, immer in Bereitschaft, bei Schmerzen wieder zu schließen.
Doch die kleine Muschel war selber erstaunt, es tat gar nichts weh. Im Gegenteil, sie spürte, dass mit ihr etwas ganz wunderbares geschehen war. Auch alle anderen Muscheln kamen um die kleine Muschel zu beglückwünschen. Und auch diese kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dort, wo das Felsstückchen die Muschel verletzt hatte, dort glitzerte und funkelte eine wunderschöne Perle.
Leiden und Trauern bringt ungeahnte Perlen hervor! Schenken wir diesem Wissen unsere Aufmerksamkeit.