Es ist einige Zeit vergangen, aber die Gefühle, die ich an diesem Tag erlebt habe, sind immer noch in meinem Kopf und ich erinnere mich noch heute an sie. Es war Hochsommer, wir nutzten das warme Wetter und luden meine Großmutter zu einem geselligen Beisammensein ein. Am Abend fuhr mein Mann sie zurück in ihre Wohnung in der Hamburger Innenstadt. Meine vier Kinder waren damals noch klein. Das Kuchenbacken, die Gespräche und die ganze Aufregung des Besuchs hatten mich erschöpft und müde werden lassen.
Erledigt lag ich auf dem Bett und hoffte, sofort einschlafen zu können, aber es gelang mir nicht. Es stellte sich das Gefühl ein, durch das Fenster beobachtet zu werden. Das war jedoch unmöglich, da mein Schlafzimmer im zweiten Stock lag und das Haus weit von der Straße entfernt war. Ich stand auf und schaute nach draußen.
Mein Blick fiel auf die Straße, wo weder ein geparktes Auto noch eine Menschenseele zu sehen war. Das überraschte mich nicht, denn ich hatte das Gefühl, dass mich jemand aus der Nähe beobachtete. Mein Blick richtete sich unwillkürlich auf die Linde, die etwa fünf Meter von unserem Haus entfernt stand. Das Gefühl, dass ich beobachtet und studiert wurde, wuchs. Zwischen den Zweigen, unzähligen Blättern und Blüten sah ich viele Augen, denen ich kein Gesicht zuordnen konnte. Ich bekam eine Gänsehaut. Ich zog schnell den Vorhang zu und hoffte, dass mein Mann bald zurückkommen würde und der „Spuck“ aufhören würde. Genauso geschah es.
Ein paar Jahre später, als mein Mann geschäftlich in einer anderen Stadt war, passierte wieder etwas „Unheimliches“.
Ich ging an diesem Abend spät ins Bett, konnte aber trotzdem nicht sofort einschlafen. Irgendwann muss ich jedoch einschlafen sein, aber nur für kurze Zeit. Zum zweiten Mal versuchte ich an diesem Abend einzuschlafen, es gelang mir nicht ansatzweise. Ich drehte mich auf die andere Seite und dachte zuerst, ich würde träumen, aber ich träumte leider nicht. Vor meinem Bett standen drei Geister. Sie sahen mich regungslos an, schwiegen aber.
Mein Herz begann zu klopfen, diese Wesen machten mir fürchterliche Angst. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass sie mir nichts “Böses” wollten, aber mein Verstand forderte, “diese Geister müssen weg”!
Aus meiner christlichen Prägung heraus betete ich intuitiv das Vaterunser. Es schien mir der beste Weg zu sein, um dieser beängstigenden Situation zu entkommen. Und tatsächlich lösten sich die Geister nach einiger Weile wie Nebelgestalten auf.
Irgendwann in der Nacht muss ich eingeschlafen sein. Ich suchte keine logischen Erklärungen für das Erlebte, „sortierte“ es in: Nachgeburt eines Albtraums ein. Albträume sind Spiegel des Unterbewusstseins, des Geistes. Irrationale Phänomene dieser Art waren für meinen Verstand damals schlichtweg nicht existent. Meine Seele wusste es besser.
Nach diesen Erlebnis verging viel Zeit, in der ich Abstand von dem Geschehen gewann. Viele Träume, die ich als Kind unzählige Male hatte, kamen mir in den Sinn. Diese Träume durchlebte ich viele Nächte zwischen meinem vierten und neunten Lebensjahr.
Ich spielte mit meinen Freunden zwischen den Bäumen und der Wiese. Wir wollten auf die andere Seite des Baches gelangen. Meine Freunde hatten die Brücke bereits überquert. Doch als ich mitten auf der Brücke stand, tauchten Hände aus dem Wasser auf – ich wusste, sie wollten mich ins Wasser ziehen.
Ich rannte zurück, aus den meisten Träumen wachte ich zu diesem Zeitpunkt auf. Als ich älter wurde, veränderte sich dieser Traum.
Während eines Traums wurde ich in verschiedenen Situationen und alltäglichen Orten von Wesen bedränkt. Ich wollte zum Beispiel etwas ins Wohnzimmer stellen, aber plötzlich blieb ich wie eine Statur stehen. Eine Macht berührte mich, lies mich erstarren und hielt mich gefangen. Meistens erwachte ich Sekunden später aus diesem – für mich Albtraum – auf.
Darüber hinaus erschienen in meinem alltäglichen Leben zahlreiche Ereignisse als Déjà-vu-Botschaften. Ich habe zum Beispiel mit einer Kollegin gesprochen und wusste, dass ich diese Situation bereits geträumt hatte. Diese immer wieder auftauchenden Déjà-vu-Erlebnisse aus alltäglichen Situationen haben mich wenig beunruhigt, auch wenn sie lange Zeit immer wieder aufkamen.
Die Jahre vergingen, die Kinder wurden größer, einige gingen bereits eigene Wege. Die Stürme des Lebens hatten mich durcheinander gewirbelt, ich hatte mich wieder aufgerichtet und beschloss, etwas für mich zu tun.
Nach einigen Recherchen entdeckte ich die Foundation for Shamanic Studies, die ein schamanisches Basiswochenendseminar in Hamburg veranstalteten. Ich meldete mich an und saß ein paar Wochen später mit achtzig anderen Teilnehmern in einem Yogaraum und lernte etwas über andere Welten und Sprits. Das Seminar wurde klar und strukturiert ohne „Hokuspokus” durchgeführt. Meinen ersten bewussten Schritt in die Spiritualität hatte ich gemacht. Nach dem Seminar fühlte ich mich angekommen und zu Hause.
Ein gutes Jahr lang habe ich geübt, was im Basisseminar gelehrt wurde. In der Zwischenzeit habe ich das Internet durchforstet, weil ich den schamanischen Weg fortsetzten wollte. Ich wusste, dass es noch viel mehr zu lernen und zu verstehen gab. Es dauerte ein weiteres Jahr, bis ich mit Lillian Padun die richtige Lehrerin für mich fand. Sie war eine erfahrene und reife Frau, die mehrere Ausbildungen der Foundation for Shamanic Studies absolviert hatte. Fast zwei Jahre lang drückte ich bei ihr die Schulbank. Ich durfte viel über die Welt der Geister, die Arbeit mit Menschen und mich selbst lernen.
Am Ende der Ausbildung war der Zeitpunkt gekommen, mich von der Schulmedizin zu verabschieden und meinen schamanischen Weg konsequent ohne Wenn und Aber fortzusetzen. Ich hörte auf, in einem Diabeteszentrum zu arbeiten und eröffnete meine schamanisch/ayurvedischen Praxis.
Nach ein paar Jahren wurde ich ehrgeizig, ich hatte den Wunsch, noch mehr über Schamanismus lernen zu wollen. Eine weitere schamanische Ausbildung folgte. Ich reiste drei Jahre in die Schweiz, um an einem Dreijahresprogramm in fortgeschrittenen schamanischen Initiationen und schamanischem Heilen teilzunehmen. Weitere Seminare folgten, ich absolvierte die Qualifikation zum Harner Shamanic Counseling (HSC)TM. In der Spiritualität, die im Schamanismus ein besonderes Gewand hat, zeigt sich sehr deutlich eine einzigartige Haltung dem Leben gegenüber. Schamanismus ist für mich eine existentielle Ressource, aus der positive Effekte für die Gesundheit im Leben entstehen. In der ureigene Erfahrungen mit der Natur und geistigen Welt eine besondere Bedeutung haben.
Nach fast zwei Jahrzehnten besuchten mich die Geister, die ich nicht rief, ein letztes Mal unaufgefordert. Ich habe den Verdacht, sie wollten meine Einstellung überprüfen. Nach vielen Jahren kamen sie völlig unvorbereitet und standen wieder vor meinem Bett. Nach all den Ausbildungen war es für mich immer noch unerträglich ihrer Andersartigkeit und Macht gegenüber zustehen. Ich wollte mich nicht mit ihnen auseinandersetzen, gerade deshalb – weil sie unaufgefordert kamen. Ich wollte, dass sie gehen! Dieses Mal sprach ich nicht das Vaterunser, sondern ich rief intuitiv einen spirituellen Verbündeten, mein Krafttier. Augenblicklich verließen mich diese Wesen.
Mein Krafttier hat mir durch dieses Ereignis gezeigt, wie machtvoll es ist. Ich bin ihm unendlich dankbar, dass es mir zur Seite steht und gehe seitdem mit noch sichereren Schritten durch das Leben. Meine Zuversicht ist weit und klar.
Traumbotschaften und die Geister die “mich riefen”, begleiteten mich seit meiner Kindheit.