Es war einmal ein Professor der Philosophie. Er reiste zu einem Zen-Meister, um ihn nach Gott, der Unendlichkeit, der Meditation und vielem anderen zu befragen. Der Meister hörte sich schweigend all die Fragen des Mannes an. Nach einer Weile sagte er:“ Du hast eine weite Reise hinter dir und du siehst müde aus. Ich werde die eine Tasse Tee machen.”
Während der Meister den Tee zubereitete, brannte der Professor vor Ungeduld. Er war schließlich nicht zum Teetrinken gekommen, sondern um Antworten auf alle seine Fragen zu bekommen! Wahrscheinlich war dieser Zen-Meister gar kein weiser Mann und wollte nun nur Zeit gewinnen. Sollte seine Reise gar umsonst gewesen sein?
Und als er schon fast am Aufstehen war, kam der Meister mit dem Tablett, auf dem der frisch gebrühte Tee stand. So entschied der Professor, den Tee zu trinken und erst dann zu gehen. Der Meister nahm die Kanne und begann dem Professor Tee in seine Tass einzuschenken. Schnell war die Tasse voll und der Tee lief über den Rand und über die Untertasse.
„Halt, sie Narr! Was tun Sie denn da?
Sehen Sie denn nicht, dass die Tasse voll ist?
Und dass auch die Untertasse bereits übergelaufen ist?”
Da lächelte der Meister und sprach: „Und genau so ist es mit dir. Dein Verstand ist wie diese Tasse: Überfüllt mit Fragen. Selbst wenn ich dir Antworten geben würde, hätten sie keinen Platz mehr in deinem Kopf, denn es passt dort genauso wenig hinein wie in diese Tasse. Geh also und leere deine Tasse. Und komm wieder, wenn Platz in dir ist.”